Worauf es mir ankommt
Das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap ermittelte in seiner jüngsten Umfrage, dass gut 67% der Bundesbürger künftig stärker auf im Inland produzierte Produkte achten wollen. Rund 70% seien demzufolge auch bereit, dafür etwas mehr Geld auszugeben. Produkte, Rohmaterialien und daraus gefertigte Waren, die erst von anderen Orten über teure und umweltschädliche Transportwege kommen, können zuweilen preislich günstiger sein, was jedoch auf Ausbeutung wie z.B. Kinderarbeit oder mindere Qualität schließen lässt. Wann immer es geht, lohnt es sich, zu regionalen Produkten zu greifen.
Aus diesen Gründen suchte ich gezielt nach heimischen Produzenten und Manufakturen, die genauso wie ich Wert auf hochwertige, umweltfreundliche und nachhaltige Rohstoffe legen. Ich schätze besonders die Gelegenheit, mit dem Erzeuger eines Produkts oder Rohstoffs persönlich in Kontakt zu treten und mir von den Rohstoffen und von der Herstellung ein eigenes Bild zu machen. Vielfach treffe ich dabei sogar auf die eigentlichen "Produzenten" der Rohmaterialien: Alpakas, Schafe und Ziegen. Ich sehe, wo die Tiere leben, wie es ihnen geht, wie sie gehalten werden und wie die Erzeugnisse der tierischen Mitarbeiter aufbereitet und verarbeitet werden.
Die Alpakafaser zählt zu den wertvollsten und edelsten Naturfasern, die es auf der Welt gibt. Sie ist warm, seidig, weich und überzeugt durch ihren einzigartigen Glanz. Alpakawolle wärmt und kühlt gleichzeitig. Sozusagen auf Tuchfühlung mit den flauschigen Herzensbrechern kann man bei Familie Haase in Oberfrauenau gehen. Die Familie züchtet seit 2015 Alpakas und legt dabei größten Wert darauf, ihren Tieren ein glückliches Zuhause zu bieten. Ihre Arberland-Alpakas liefern feinste Wollfasern, die beispielsweise zu Bettdecken und anderen hochwertigen Wollprodukten verarbeitet werden. Ein Besuch im Hofladen von Elke Haase-Sporrer lohnt sich immer. Oberfrauenau ist ein Gut und Gemeindeteil der Gemeinde Frauenau im Landkreis Regen und liegt ca. zwei Kilometer nordöstlich von Frauenau.
Der Finkhof in Wurzach im Allgäu (1978 gegründet als die Schäfereigenossenschaft Finkhof eG) verkaufte 2018 seine Fuchsschafherde an eine ehemalige Auszubildende, welche die Schäferei Falkenhof gründete. Die Kooperation beider Betriebe und die bewusste Entscheidung für alte Landschafrassen (Coburger Fuchsschaf und Rhönschafe) machte es möglich, die Idee einer schonenden Landwirtschaft und einer wesensgemäßen Schafhaltung in die Tat umzusetzen. Die Tiere fressen zur Vegetationszeit frisches Gras und Kräuter, im Winter Heu und bekommen keinerlei Kraftfutter. Pestizide zur Bekämpfung von Außenparasiten sind bei der biologischen Tierhaltung nicht erlaubt. Die Finkhof-Sockenwolle besteht aus reiner Schurwolle ohne chemische Ausrüstung und Beimischung von synthetischen Fasern. Um die Sockenwolle strapazierfähiger zu machen, werden mehrere Fäden zu einem kompakten Zwirn verdreht, wodurch sie ihre Stabilität erhält.
Bayerwald Lamm in Mitterfels (Landkreis Straubing-Bogen) bietet seit über 30 Jahren im "Wollstadl" Schafwolle an. "Lamm aus dem Bayerwald" ist eine geschützte Marke der "Schafhaltervereinigung Bayerischer Wald e.V." Die Marke steht für artgerechte Tierhaltung und garantiert, dass auf die beweideten Flächen keine Pflanzenschutzmittel, Stickstoffdünger, Gülle oder Klärschlamm ausgebracht werden, dass nur gentechnikfreies Futter verabreicht wird und die Tiere keine Wachstumsförderer, Tiermehl oder Antibiotika erhalten. Die Schafe werden überwiegend auf Wiesen und Weiden gehalten und nur im Winter auch in Ställen artgerecht versorgt. Die Weidehaltung ist die ökologischte Form der Tierhaltung und trägt damit zum Erhalt der Artenvielfalt unserer Kulturlandschaft bei. Daher ist auch die Schafwolle von höchster Qualität.
Einige meiner Zulieferer tragen durch Spendenaktionen ("Rettet den Regenwald e.V.") oder Unterstützung besonderer Projekte ("Schafpaten") dazu bei, das Bewusstsein deutscher Verbraucher für heimische Produkte zu stärken - so z.B. LANA GROSSA und der schwäbische Garnhersteller TUTTO. Mit dem Kauf der "Opal Regenwald Sockenwolle" von LANA GROSSA sind bereits über 249.000 Euro für die Aktion "Rettet den Regenwald" zusammengekommen. Ein Teil des Verkaufserlöses aus der Schafpaten-Kollektion von TUTTO soll dem Biosphärengebiet Schwäbische Alb zugutekommen, wo etwa 30.000 Schafe eine Gesamtfläche von 6.700 Hektar beweiden. Die großen, zusammenhängenden Weideflächen ermöglichen die Hütehaltung als eine traditionelle Wirtschaftsform, die hier immer noch praktiziert wird - somit ein erfolgreicher Umweltschutz, verknüpft mit der sozialen und wirtschaftlichen Entwicklung der im Gebiet lebenden Menschen.
So, wie ich bei Wolle, Garn, Stoffen und anderen Textilien ganz genau auf die Herkunft der Rohstoffe achte, wähle ich bei allen Produkten, die ich anbiete, nur Zulieferer aus, bei denen ich sicher sein kann, dass die angefertigten Produkte meinen eigenen strengen Vorgaben gerecht werden (natürliche Grundstoffe, ohne chemischen Zusätze, natürliche Farben/Düfte, [Kunst-]Handwerk). Das bedeutet, ich wähle bevorzugt handgefertigte Produkte von Manufakturen in der Region aus, besuche selbst die Werk- und Produktionsstätten und pflege den persönlichen Kontakt mit den Herstellern. Ich stehe beispielsweise in der Werkstatt eines Passauer Töpfermeisters und sehe zu, wie unter seinen geschickten Händen eine Schale, eine Tasse oder eine Vase entsteht. In der näheren Umgebung von Passau arbeitet ein weiterer Töpfermeister in seiner Werkstatt an Schüsseln, Schalen, Krügen oder Butterdosen - und das schon seit vielen Jahrzehnten.
Projekte aus Kristallglas suche ich in weltweit bekannten, traditionsreichen, preisgekrönten Glasmanufakturen des Bayerischen Waldes aus wie z.B. Glashütte Valentin Eisch mit Kunstobjekten von Erwin Eisch (Frauenau), Kristallglasfabrik Spiegelau mit den Marken Riedel und Nachtmann, JOSKA Glas-Arkaden und JOSKA Glasparadies (Bodenmais), Kristallglas Schott (Zwiesel) oder Glaspark Theresienthal (Zwiesel). Bei JOSKA in Bodenmais und Schott in Zwiesel kann man sogar den Glasbläsern bei ihrer Arbeit in offenen Werkstätten zusehen. Oft werden Gläser noch von Hand bemalt und/oder mit einer 24-Karat-Goldauflage versehen.
Porzellanwaren wähle ich stets persönlich in bekannten Traditionshäusern aus wie z.B. Porzellan Seltmann Weiden (Filialen Spiegelau und Zwiesel), Porzellan Königlich Tettau (Spiegelau) sowie Rosenthal Porzellan (Bodenmais).
WMF Haushaltswaren, welche ich bereits seit Jahrzehnten im eigenen Haushalt verwendet habe und immer noch verwende, kaufe ich nach wie vor in den Filialen Spiegelau und Zwiesel. Dabei ist es von großem Vorteil für mich, das gesamte Verkaufspersonal schon seit Jahrzehnten persönlich gut zu kennen. Kauf und Verkauf sind nämlich stets Vertrauenssache.
Bei den Töpferwaren habe ich mich für zwei Keramikwerkstätten in meiner näheren Umgebung entschieden, weil ich die Handwerkskünstler persönlich kenne und jederzeit einen kompetenten Ansprechpartner habe, der die bestellten Waren genau nach meinen Vorstellungen und "Sonderwünschen" in sorgfältigster Handarbeit, mit fundiertem Wissen und jahrelanger Berufserfahrung herstellt - zum einen die Obernzeller Töpferei Nikolaus Pollok sowie die Keramikwerkstatt Thomas-Maximilian Auer-Nebl in der Passauer Altstadt.
Die vielleicht heikelste Beschaffung dürfte die von Edelsteinen, Schmucksteinen, (Süßwasser-)Perlen, Korallen, ja sogar von Gold und Silber sein. Aber auch hier kaufe ich nur bei wenigen ausgewählten Händlern ein. Bei ihnen kann ich sicher sein, dass sie ihre Einkäufe in zertifizierten Produktionsstätten tätigen bzw. aus gesicherten Quellen beziehen. Gerade bei den Edelsteinen ist es wichtig, nur solche Bezugsquellen auszuwählen, die sicherstellen, dass die beschäftigten Mitarbeiter über Sicherheits- und Schutzkleidung verfügen, dass es Unfallschutzmaßnahmen gibt, die eingehalten werden, dass die Arbeiter mit optimalem Werkzeug ausgestattet sind, für ihre Arbeit einen angemessenen Lohn erhalten, mit dem sie ihre Familien ernähren können und die Beschäftigung von Kindern zu 100% ausgeschlossen ist. Allerdings haben diese Rohstoffe "ihren" Preis.